Heute stand Ålesund auf dem Plan. Irgendwann jedenfalls. Der Abend davor? Ich hatte es mir nett gemacht – Glas Wein, dicke Jacke, eingemummelt in eine Decke, gutes Buch … Moment, war das nicht schon der Abend davor? Ach, egal. Auf jeden Fall bin ich irgendwann aufgewacht, dachte nur: „Nee, ist dunkel, viel zu früh.“ Zack, nochmal hingelegt. Dass es in Wirklichkeit schon 9 Uhr war und draußen hell wie sonstwas? Geschenkt – in der Innenkabine (aka: meine geliebte „Hundehütte mit Charme“) ist eh immer Mitternacht.
Gegen 11 Uhr dann raus aus den Federn – irgendwann muss man ja mal in die Pötte kommen. Der erste Blick in den Spiegel? Joa … hätt ich mir sparen können. „Was? Wer bist du denn?“ Aber egal, ich wasch dich trotzdem. Und dann – wie immer – dieser halbe Jakobsweg bis zum Latte Macchiato. Ich also marschiert wie ein Kreuzfahrtsoldat, der nur ein Ziel kennt: Koffein.
Der Kellner grinst mich an: „Mit Rum?“ Ich guck ihn an wie ein Auto. Bitte was?! Was hab ich wieder angestellt? Auffallen um jeden Preis? Da simma dabei!
Kaffee geschlürft, Schiff verlassen – war ja auch schon nach 12. Unterwegs noch schnell eine Karte für den Hop-on-Hop-off-Bus abgestaubt (tausend Dank nochmal an die geheimnisvolle Retterin), und ab ging’s. Mein erster Eindruck von Ålesund: Joa, hübsch hier, aber wart ihr schon mal in NRW?
Ich also rein in den Bus und ab zum Aksla. Um die Aussicht genießen zu dürfen, musste ich ein paar Meter machen. Keine Treppen, nur leicht bergauf – reicht aber auch. Ich mein, zu Hause hab ich vier gesunde Reifen. Aber Rumzicken war nicht, also los. Und ehe ich mich versah, stand ich oben, konnte den Blick schweifen lassen – und was sah ich? Natürlich die Nova. Herzchen in den Augen, seufz, alles gut.
Ein bisschen rumgewandert – na gut, geirrt – dann zurück zum Bus. Der Plan war: komplette Runde fertig fahren, dann schauen, wo ich nochmal rauswill. Clever. Was ich nicht so ganz bedacht hatte: die Uhrzeit. Die Nova wollte heute schon um 17 Uhr los – aber das war für mein Urlaubs-Hirn gerade sowas von nicht auf dem Schirm.
Ich also rein in den nächsten Bus, weitergefahren, ganz entspannt. Ålesund entpuppte sich erst auf den zweiten Blick als echt hübsches Städtchen – klar, das Gute kommt zum Schluss. Runde war rum, wir wieder im Hafen – ich steh da, warte auf Weiterfahrt … und guck auf die Uhr. Und denke so: „Oh.“ Nicht Panik – aber dieses leise „könnte jetzt langsam mal eng werden“-Gefühl. Der Fahrer macht keinerlei Anstalten, loszudüsen – wahrscheinlich hatte er gerade eine innere Teezeremonie.
Also: kurzer innerer Monolog, Diskussion mit mir selbst, dann raus aus dem Bus, Beine in die Hand, los. Und siehe da: Mein Orientierungssinn – an Land offenbar doch vorhanden. Yes! Noch ein paar Fotos, ein paar Meter, zurück zum Schiff. Punktlandung.
Ich also in die Lanai Bar, zum Auslaufen. Eigentlich nur, um der Musik zu lauschen – ich sag nur: Sail Away! Und dann – der Schock. Durchsage vom Käpt’n: Sail Away darf heute nicht gespielt werden. Wie bitte?! Blasphemie! Ich weiß den Grund nicht mehr – Verdrängung vielleicht. Jedenfalls: Auslaufen ohne Musik. Langweilig. Aber: ein paar Minuten später kam’s dann doch noch. Und die Welt war wieder halbwegs in Ordnung.
Abends dann Silent Party – für alle, die’s nicht kennen: Menschen mit Kopfhörern, drei Musikkanäle, wildes Rumgezucke, je nach Sender. Und wenn jemand ein Lied erkennt: gegrölt wird trotzdem. Absolut herrlich.
Dann ab ins Bett. Tag vorbei. Ålesund – du warst seltsam, steil und am Ende doch irgendwie bezaubernd.
Kommentar hinzufügen
Kommentare