Wanderschuhe vergessen, Hirnfrost inklusive – ein Ausflug zum Tvinnefossen
Der heutige Tag begann mit einem Schockmoment – mein Wecker klingelte. Ich hatte also tatsächlich freiwillig einen Ausflug gebucht. Ich? Organisiert? Stolz auf mich! Ziel des Tages: der Tvinnefossen-Wasserfall. Klingt idyllisch, wurde aber erstmal frostig begrüßt – Fjordbrise deluxe bei Temperaturen, die irgendwo zwischen „bisschen frisch“ und „Gehirnfrost ab Nacken“ lagen.
Beim morgendlichen Kaffee-inhalieren fror ich mir fast die Seele aus dem Leib. Schnell war klar: Heute ist nicht T-Shirt-Wetter – heute ist Winterjacke-raus-und-zwar-jetzt-sofort-Wetter.
Erste Challenge des Tages: das Schiff verlassen, ohne sich spektakulär hinzulegen. Die Gangway hatte das Gefälle eines alpinen Skihangs, aber Sicherheitsvorkehrungen wie Geländer? Ach was, wäre ja langweilig. Also runter im Trippel-Schritt-Stil, freihändig, versteht sich. Ich nenn’s: Gangway-Freestyle.
Danach ging’s über einen wackeligen, schwimmenden Steg – der Name war Programm. Nach zehn Sekunden darauf dachte ich, ich müsste mich über die Reling übergeben. Seekrank auf festem Boden – mein Talent kennt keine Grenzen.
Am Treffpunkt hieß es dann: „Schlange gesehen? Hinten anstellen!“ Hätte ich direkt zum Bus gekonnt? Klar. Hab ich’s gemerkt? Später. Na ja. Learning für’s nächste Leben.
Kurz vor 10 saß ich endlich im Bus. Unser Fahrer? Ein Mika Häkkinen-Doppelgänger auf Speed. Die Straßen: einspurig. Links: Felswand. Rechts: der Abgrund. Und er fuhr, als gäb’s am Ziel Freibier. Ich hab ein paar Mal innerlich Abschied genommen.
Nach rund 20 Minuten erreichten wir den Ausgangspunkt. Eine Stunde Zeit – und Überraschung! Die Sonne kam raus. Der Weg zum Wasserfall war erstmal gut begehbar, direkt am Fjord entlang. Schön! Norwegen klotzt halt nicht, es klatscht dir Landschaft direkt ins Gesicht.
Am Wasserfall angekommen dann die Überraschung: Der bequeme Weg hörte auf, plötzlich war ich mitten im „Outdoor-Survival für Fortgeschrittene“. Stock, Stein, Matsch – und ich natürlich in Sneakern. Wanderschuhe? Daheim, wahrscheinlich in dem Schrank, wo auch meine Entscheidungen getroffen werden. Irgendwie hab ich es trotzdem hinter den Wasserfall geschafft. Wurde ich dabei nass? Aber sicher. Dass man bei einem Wasserfall nass wird, sagt einem natürlich keiner vorher.
Nach ein paar Dutzend Selfies, 100 Fotos und der Erkenntnis, dass meine Beine nicht für Alpin-Abenteuer gemacht sind, ging’s zurück. Der Rückweg war zum Glück bilderbuchmäßig. Als ich wieder beim Bus war, meldete sich mein Schrittzähler mit 8000 Schritten und einem Hinweis: „Vielleicht mal langsam machen?“ – ja nee, is klar. Erst soll ich mich bewegen, dann ist’s wieder zu viel. Diva-Modus aktiviert.
Zurück auf dem Schiff: nochmal Warten angesagt. Und als Bonus: das Wetter hatte inzwischen auf „arktischer Orkan mit Eiskern“ umgestellt. Ich war durchgefroren bis zur Seele, als ich endlich wieder an Bord war. Erste Amtshandlung: Nickerchen. Zweite: Überlebensstrategie für den Abend.
Gegen 18 Uhr kam der Geistesblitz: Beheizbarer Pulli! Leute, ich schwör – das Teil ist pures Gold. Wärmepads an, Essen rein, ab in die Lanai Bar. Dank Pulli, Winterjacke und Decke hab ich’s wieder mal bis Barschluss geschafft.
Fazit des Tages: Ich bin nicht für Berge gemacht, aber mit Technik, Kaffee und einer dicken Portion Selbstironie kommt man auch durch norwegische Fjordabenteuer. Und hey – ich hab’s überlebt. Mit Stil. Und frierender Würde.
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