Bergen – Stadt des Regens, Sonne auf Bestellung
Bergen. Eine der regenreichsten Städte Norwegens. Und was passiert, wenn ich aufkreuze? Sonne satt, 20 Grad, T-Shirt-Wetter. Offenbar haben Wettergötter einen ausgeprägten Sinn für Ironie – oder ich hab einfach einen guten Draht nach oben. Wenn Engel reisen, sagt man ja. Ich sag: Wenn ich reise, wird selbst Bergen urlaubstauglich.
Der Morgen begann wie im Bilderbuch – wenn das Buch „Chaos auf See“ heißt. Der Kapitän hatte ein Herz für Langschläfer (also mich), aber der Crew-Sicherheitscheck? Kalt wie das Nordmeer. Punkt 10 Uhr schrillte der Alarm. Unüberhörbar. Ich stand senkrecht im Bett – leicht benebelt vom Vorabend, mit einer Frisur, die Vögel zum Nisten eingeladen hätte.
Nützt ja nix. Raus aus den Federn, rein in die Schuhe – Orientierung: minus fünf. Ziel: Kaffeebar. Stimmung: Ich brauche Koffein. Und zwar sofort. Gerne auch direkt in die Vene.
Dann ging’s raus ins Städtchen. Bergen bei Sonne ist wie Lasagne ohne Käse – irgendwie falsch, aber trotzdem ziemlich lecker. Ich buchte eine Stadtrundfahrt, setzte mich rein, genoss die Aussicht… und das Sitzen. Aktivitätslevel: Urlaub auf Sparflamme.
Als die Runde vorbei war, war ich immerhin wieder annähernd unter den Lebenden. Ich stieg bei der Fløibanen aus – beim ersten Versuch war’s dort noch so voll, dass selbst Sardinen in der Dose mehr Platz haben. Jetzt ging’s, Ticket gekauft, ab in die Bergbahn.
Oben angekommen: Postkartenpanorama. Die Stadt lag mir zu Füßen, und mittendrin ragte unser Schiff hervor – die Nova, dezent wie ein Elefant im Porzellanladen. Ich schlenderte ein wenig herum, überlegte kurz, zu Fuß zurückzulaufen… lachte innerlich… und nahm natürlich die Bahn.
Zurück unten noch ein bisschen durch die Stadt flaniert – Touri-Style: Kamera zücken, bedeutungsvoll gucken, drei Fotos machen, weiterziehen. Die Füße moserten bereits, aber das Wetter schrie nach Auskosten.
Zurück auf dem Schiff: erste Amtshandlung – Currywurst. Zweite: Bierchen. Es war schließlich schon nach vier. Kurioserweise kannte das Kellnerteam meinen Namen. Entweder bin ich sehr charmant… oder einfach zu auffällig. Wahrscheinlich letzteres. Aber hey – auffallen ist besser als übersehen werden.
Abends? Ruhiger Ausklang. Winterjacke, Buch, Weißweinschorle, in die Decke gemummelt wie ein Burrito mit Hang zur Melancholie. Schließlich stand am nächsten Tag ein Ausflug um 10 Uhr an. Was hab ich mir bei der Uhrzeit bloß gedacht? Aber hey – morgen ist auch noch ein Tag.
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