Da isser – der erste Seetag.
Nach einer standesgemäßen Ankunftsfeier auf dem Schiff – Sonne, Ina, Bier und, ganz großes Kino, eine Currywurst – kann ich rückblickend sagen: war ’ne schlechte Idee. Also die Wurst. Oder das letzte Bier. Wahrscheinlich beides. Jedenfalls habe ich den Morgen ganz gemütlich angehen lassen. Mein Glück: Wir haben einen Kapitän, der offenbar keine Frühaufsteher-Allüren hat – keiner brüllt um 8 Uhr durchs Schiff, dass man jetzt bitteschön motiviert sein soll.
Irgendwann gegen 11 Uhr hab ich’s aus dem Bett geschafft und direkt gedacht: „Wow, das letzte Bier war wohl aus der Abteilung ‘bitte nie wieder’.” Erstmal Elektrolyte reingekippt wie andere Leute Espresso – und dann das einzig Vernünftige getan: Kaffee. An der Kaffeebar. In der Sonne. Im T-Shirt. Fast wie Urlaub. Die Nordsee macht heute auf Ententeich, also bitte so bleiben, danke.
Nach dem Koffeinschub (und zur Sicherheit noch ’ne Cola) hab ich mir wieder was zu essen gegönnt – ja, schon wieder Currywurst, aber diesmal ohne Bier-Rückflash. Und ein Sandwich dazu. Man muss ja vorbereitet sein. Danach: ab an Deck und ein bisschen gelesen. Also Buch aufgeschlagen, rausgeguckt, wieder ins Buch. Multitasking.
Um halb zwei war das große Treffen der Alleinreisenden – sozusagen das Speed-Dating für Leute, die sich selbst als Hauptreiseattraktion gebucht haben. Hat nur ein bisschen gedauert, bis ich den Ort gefunden hab. Etagen können auf so einem Schiff übrigens sehr verwirrend sein – man läuft, läuft, landet plötzlich in der Sauna oder im Fitnessstudio und denkt: Moment mal, hier wollte ich definitiv nicht hin.
Aber: Glück gehabt, ich kannte schon ein paar Nasen vom Vorabend. Nettes Trüppchen, guter Sekt – und siehe da, schmeckte auch wieder. Läuft bei mir.
Danach wollte ich eigentlich an die Poolbar, mich gepflegt auf ein Sofa fläzen, Bierchen trinken, lesen. Das war der Plan. Realität: alle Plätze besetzt. Also zu zwei norddeutschen Jungs gesetzt, die schon ordentlich am Getränkemenü arbeiten waren. Ich blieb beim Bier (irgendwer muss ja vernünftig sein). Der Wind wurde dann doch etwas enthusiastisch, also war ich froh um meine Fleecejacke – sobald die Sonne rauskommt, wieder zu warm. Klassiker.
Wir saßen da, philosophierten über Gott und die Welt, beobachteten Jogger (warum tun die das? Haben die keinen Durst?) und lachten über Dinge, die vermutlich nur mit Alkohol lustig sind. Später gab’s dann nochmal was zu essen – Grundlage und so – bevor ich mir fix die Winterjacke geschnappt habe und zur Lanai-Bar bin. Lesen, Meer anschauen, frieren. In dieser Reihenfolge.
Irgendwann ging’s dann leicht durchgekühlt ins Bett. Fazit: An Seetagen passiert offiziell nichts – aber irgendwie doch alles.
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