Ich bin dann mal Fjord

Der große Tag ist da: Abfahrt ins Abenteuer! Oder wie ich es nenne – der feierliche Beginn meiner freiwilligen Selbstauslieferung an den Wahnsinn.

Wecker um 4 Uhr. Ja, VIER. MORGENS. Das ist keine Zeit, das ist ein Zustand. Wer mich kennt, weiß: Ich bin morgens ungefähr so funktionstüchtig wie ein Toaster ohne Strom. Noch halb im Koma also die Frage aller Fragen: Wer bin ich? Warum bin ich wach? Und was genau hat mich geritten, das hier freiwillig zu buchen? Ach ja. Urlaub. Erholung. Hahahaha.

Erstmal Kaffee. Literweise. Direkt in die Vene, wenn’s geht. Dann irgendwie zum Auto geschlurft – schlafwandelnd, mit dem Koffer in der Hand und einem Gesichtsausdruck wie ein Zombie auf Entzug. Der Koffer übrigens, mein treuer Begleiter aka die wilde Hilde aka der Grinch – genauso begeistert vom frühen Aufbruch wie ich, aber heldenhaft ins Auto gehievt. Teamwork auf niedrigstem Energieniveau.

Nützt ja nix – los geht’s. Navi sagt: 4 Stunden Fahrt. Mein Gesicht sagt: „Ich kündige.“

Aber gut. Radio Bollerwagen an – Niveau aus, Stimmung an.

Vier Stunden hätten es werden können, wäre mein Auto (Kami, das kleine Diva-Mobil) nicht spontan auf halber Strecke beschlossen hätte: “Weißt du was? Ich schmeiß mal ’ne Warnmeldung rein – just for fun.”

Ich: Oh geil, jetzt wird’s spannend!

Nächste Raststätte angefahren, ins Bordbuch geglotzt – und tadaa: Ölstand zu hoch.

Perfekt. Genau das, was man sich um 6 Uhr morgens auf einer Autobahnraststätte wünscht: Panikattacke mit Aussicht.

Also: Kaffee, Kippe, Krise.

Dann der Gedanke: Papa anrufen? Haha, der schläft tief und fest – und außerdem, wie soll er das Öl per Ferngedanken ablassen?

Also: Werkstatt gegoogelt. Eine gefunden! …in der komplett falschen Richtung.

Na klar. Abenteuerurlaub, Kapitel 1: Die Schnitzeljagd beginnt.

Dort angekommen – Überraschung! Werkstatt noch zu.

Siri gefragt. Die war so hilfreich wie ein nasser Waschlappen. Danke auch.

Nochmal Google. Dieses Mal eine Werkstatt in der richtigen Richtung, quasi direkt bei der Raststätte. Hätte man auch einfacher haben können.

Dort angekommen: Öl geprüft. Alles okay.

Fehlermeldung nochmal angeschaut – Auto sagt: „Haha, nur Spaß! False Alarm.“

Ich liebe mein Auto. Wirklich. Aus tiefstem Herzen. Mit der Faust.

Zurück auf die Autobahn!

Dann das klassische Autobahn-Survival: Fahren – Bremsen – Stillstand. Repeat.

Hamburg wie immer im Ausnahmezustand. Ich schwöre, die Stadt veranstaltet täglich ein Stau-Bingo, und „Stillstand auf allen Spuren“ ist das Freilos.

Rückblickend hätte ich entweder gestern losfahren sollen – oder einfach nie.

Aber hey: No risk, no fun! Mein Lebensmotto direkt neben: „Was soll schon schiefgehen?“

Spoiler: Alles.

Irgendwann – nach 27 Mini-Nervenzusammenbrüchen und einem Zen-Hörbuch, das ich auf Lautstärke 100 mit Schaum vorm Mund weggesuchtet hab – endlich Kiel.

Jetzt nur noch: Parkplatz finden. Fürs Auto, nicht für meinen Verstand – der war inzwischen eh irgendwo auf der A7 verloren gegangen.

Navi? Pff.

Ich dachte mir: Ich vertraue auf meine Intuition.

Spoiler 2: Schlechte Idee.

Nach einer kleinen ungeplanten Stadtrundfahrt und einer philosophischen Sinnkrise dann doch angekommen.

Koffer abgegeben, rein in den Shuttlebus – und da lag sie:

AIDA Nova.

Oder wie ich sie nenne: Das Las Vegas des Meeres.

Ich: „Wow.“

Mein Gehirn: „Wir können jetzt noch umdrehen, oder?“

Im Terminal dann das obligatorische Fotoshooting für die Bordkarte – unter Neonlicht, mit Augenringen bis zu den Knien und einem Gesichtsausdruck irgendwo zwischen „Warum bin ich hier?“ und „Wo ist mein Kaffee?!“

Ergebnis: Ein Porträt, das aussieht wie aus der Verbrecherkartei. FBI Most Wanted, Kategorie “morgendliche Geiselnahme im eigenen Badezimmer.”

Aber hey – Karte bekommen, rauf auf den Kutter, Mission Kabine finden.

Deck 10. Ich: „Laufen? Ich? Süß.“

Also Aufzug. Zusammen mit 40 weiteren Bewegungsverweigerern.

Gefühlt 47 Minuten später: oben. Nächster Orientierungstest:

Links? Rechts? Vorne? Ach, einfach planlos in eine Richtung gelaufen, wie ein Huhn mit GPS-Ausfall.

Irgendwann – durch puren Zufall oder göttliche Eingebung – Kabine gefunden.

Natürlich ohne Fenster. Sonnenlicht ist ja auch überbewertet.

Egal. Bett gesehen, Sachen abgeworfen, weiter.

Entdeckungstour.

Erstes Ziel: Die Lanai Bar. Nach diversen Umwegen (Ich hab aus Versehen kurz die Bordapotheke besichtigt) – endlich angekommen.

Blick aufs Meer, kaltes Corona in der Hand, Hirn im Standby-Modus.

Urlaubsmodus: Aktiviert.

Wahnsinn: auch.

Aber hey – ist doch Urlaub, oder?

Ob ich heute Abend wohl das auslaufen mitbekomme? Wetten werden entgegengenommen 🫣

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