Ahoi ihr Landratten!
Nach einer Nacht voller Schönheitsschlaf (Spoiler: hat nicht geholfen), stand heute Stavanger auf dem Programm. Und wieder einmal kein fröhliches „Guuuten Moooorniiiing“ vom hyperaktiven Kapitän mit Italo-Akzent. Ich muss zugeben: Ich vermisse das italienische Sprachfeuerwerk schon ein bisschen. Stattdessen gibt's jetzt den deutschen Kapitän – der offenbar weiß, dass wir morgens keine Emotionen, sondern nur Koffein ertragen. Danke für diesen respektvollen Rückzug.
Aufstehen? Eine Tragödie in drei Akten: Ich, das Bett, und die Decke – die übrigens emotional stark an mich gebunden ist. Aber gut, raus aus dem Kokon und rauf aufs Deck. Kaffeeverabreichung dringend notwendig. Latte Macchiato bei Sonnenschein, nicht mal Minusgrade – Norwegen, du überraschst mich.
Dann: runter vom Schiff, rauf aufs nächste. Katamaranfahrt in den Lysefjord. Vorher der Klassiker: „Brauche ich die Fleecejacke?“ Ich entschied mich für „ja“ – eine der wenigen Entscheidungen des Tages, die ich später nicht bereuen würde. Am Anleger dann die große Überraschung: Ich war nicht die Einzige mit dieser brillanten Idee. Die halbe Stadt stand da – Sonnenbrand inklusive. Fleecejacke? Eher als Schwitzjacke im Einsatz.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und 20 verlorenen Hautzellen später ging’s endlich los. Ich sicherte mir einen Platz an der Reeling, direkt mit Blick auf die Nova – dieses schwimmende Hochhaus, das sich einfach dreist in den Hafen gequetscht hat. Ein Hotel mit Schiffszulassung.
Punkt 12 Uhr: Abfahrt. Raus aus der Stadt, rein in den Fjord. Drei Stunden Sightseeing deluxe. Und ja, das Wetter war so gut, dass man fast den Verdacht hatte, Norwegen wolle sein schlechtes Image aufpolieren. Fahrtwind? Eher ein kleiner Orkan in der Fresse. Danke, Fleecejacke – MVP des Tages. Der beheizbare Pulli? Natürlich auf der Nova geblieben. Hätte man ja ahnen können.
Der Fjord? Ein Naturporno. Kleine Inseln, bunte Holzhäuser, Yachthäfen für Leute mit fünfstelligen Bootsnamen. Die Landschaft war so kitschig schön, dass ich fast Wagner auf den Ohren vermisst habe. Stattdessen: Piratenmusik bei einer Höhle, in der früher Gesetzesflüchtige hausten. Ich schwöre, es war der Soundtrack von Pirates of the Caribbean. Fehlte nur noch Jack Sparrow am Ruder.
Dann: Ziegenfütterung. Ernsthaft. Zwei Ziegen, die an einer Felswand wohnen und offenbar eine bessere Cateringversorgung haben als ich an Bord. Danach der Preikestolen – dieser berühmte Felsvorsprung, den man in fünf Stunden hoch- und wieder runterwandern kann. Ich sagte innerlich laut „Nein“, während mein Blick mit meiner dreckigen Brille irgendwo an der Felswand hängen blieb. Den Felsen hab ich erst auf dem Foto eines Mitreisenden erkannt. Danke, nehme ich so. Tun wir einfach alle so, als hätte ich ihn live gesehen.
Zum krönenden Abschluss: Ein Wasserfall. Hübsch, aber nach Fjord, Felsen und Piratenmusik eher ein nettes „Auch dabei“-Extra. Dann ging’s zurück in den Hafen. Drei Stunden auf dem Wasser, und plötzlich war der Boden unter den Füßen wieder ungewohnt fest. Und dann – der Super-GAU: Ich hatte keine Kreditkarte dabei. Der Magneten-Kauf fiel also flach. Ab aufs Schiff, Karte suchen, emotional zusammenbrechen, Currywurst essen (Notfallnahrung), dann zurück in den nächstbesten Souvenirshop. Magnet: gesichert. Mission erfüllt.
Anschließend noch ein bisschen durch Stavanger geschlendert – wirklich ein schönes Städtchen. Von allen bisherigen Stops definitiv mein Favorit. Stavanger, du kleines skandinavisches Schmuckstück – wir sehen uns wieder.
Zurück an Bord: Sonnenbrille auf, Kindle in der Hand, Corona (das Getränk, nicht das Virus) im Anschlag. Absolute Entspannung. Danach Buffet gestürmt, Kalorien ignoriert, in die Koje gefallen. Kaputt, aber glücklich.
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