St. Kitss and Navis - Von Navigationsfails, WLAN-Kämpfen & verschollenen Partyplänen – Ein Tag voller Entscheidungen (oder auch nicht)
Es gibt viele angenehme Arten, morgens geweckt zu werden: sanfte Musik, der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, eine liebevolle Umarmung… und dann gibt es unseren Kapitän. Punkt sechs Uhr morgens dröhnt sein enthusiastisches "Good Morning!" durch die Lautsprecher, als hätte er die ganze Nacht in einen Adrenalin-Whirlpool eingelegt. Sein breiter italienischer Akzent bringt uns dann mit unerschütterlicher Begeisterung auf den neuesten Stand über Wind, Wetter und aktuelle Position. Der Informationsgehalt? Hoch. Die kognitive Herausforderung? Ebenfalls hoch. Wer hier keine Fremdsprache beherrscht, braucht entweder einen Dolmetscher oder eine ausgeprägte Fantasie.
Doch keine Sorge, kurz darauf folgt die deutsche Übersetzung. Hier kickt dann das Valium. Denn wenn wir Deutschen eines können, dann ist es emotionslos informieren. Plötzlich klingt das alles nur noch halb so aufregend und lädt förmlich dazu ein, sich nochmal umzudrehen und weiterzuschlafen. Oder – für die Mutigen unter uns – aufzustehen, sich einen Kaffee zur sanften Frühstücks-Akklimatisierung zu genehmigen und sich tapfer dem Tag zu stellen.
Navigationskunst für Fortgeschrittene
Nach ein paar Tagen auf dem Schiff ist meine Orientierung immer noch eine Vollkatastrophe. Ich laufe in die entgegengesetzte Richtung von meinem Ziel – was bedeutet, dass ich eigentlich nur absichtlich falsch laufen müsste, um richtig anzukommen. Das einzige, was ich auf Anhieb finde? Mein Zimmer. Na immerhin.
Nach dem Frühstück ab ins Getümmel. Heute lagen drei Schiffe im Hafen – wir waren das kleinste. David unter zwei Goliaths, aber ohne Steinschleuder. Und wie es sich für solche Touristenhochburgen gehört, erwarteten uns am Hafen die üblichen Verdächtigen: Tourenanbieter, fliegende Händler und vermutlich auch ein paar Leute, die mir ihre Schwiegermutter verkaufen wollten. Die Strategie? Arroganten Blick aufsetzen, Tunnelblick aktivieren und ab durch die Mitte.
Nachdem ich mich ein wenig ziellos durch die Straßen desorientiert hatte (denn Überraschung: An Land ist meine Navigation nicht besser), stolperte ich über eine kleine Bar mit WLAN. Perfekt! Endlich mal meinen Blog aktualisieren, bevor meine Leser mich für tot erklären.
Vier Stunden und drei Bier später war dann immerhin ein Bericht über die letzten Tage verfasst. Wobei „verfasst“ ein großzügiger Ausdruck ist – es war eher ein epischer Kampf zwischen ewigen Ladezeiten, meiner Ungeduld und der fragwürdigen Internetverbindung. Geduld ist halt nicht meine Kernkompetenz. Während ich mit dem WLAN um die Vorherrschaft rang, unterhielt ich mich mit ein paar Engländern vom Mega-Schiff nebenan. 5000 Leute an Bord, alles Briten. Da möchte ich nicht am Buffet stehen. Oder an der Bar. Oder sonst irgendwo.
Irgendwann machte die Hitze mir dann doch den Garaus, und ich trottete gemütlich zurück zum Schiff. „Gemütlich“ ist dabei ein Euphemismus für ultra-langsames Dahinschleppen, weil jede Form von schneller Bewegung mit einem spontanen Schmelzvorgang enden könnte. Trotzdem war mir klar: Besser als in Deutschland, wo man vermutlich gerade im Zwiebellook zitternd nach dem Frühling lechzte.
Und was habe ich von St. Kitts gesehen? Nicht viel. Aber ich poste einfach ein paar Bilder von Leuten, die sich zu einer Tour aufgerafft haben. Dann tun wir alle so, als wäre ich dabei gewesen. Gute Taktik, oder?
Silent Disco oder Alterserscheinung?
Zurück auf dem Schiff, noch ein bisschen auf Deck gechillt, dann frisch gemacht für den Abend. Eigentlich hatte ich vor, zur Silent Disco zu gehen. Eigentlich. Aber wie sich herausstellte: Vergessen. Oder – realistische Option – mein Gehirn hatte sich inzwischen in den ultimativen Urlaubsmodus verabschiedet und machte jetzt auch Ferien.
Stattdessen also erstmal zum Essen und dann ins Wohnzimmer (aka Ocean Bar), um auf den Rest der Truppe zu warten. Doch: Niemand kam. Ich hätte misstrauisch werden sollen. Wurde ich aber nicht. Stattdessen machte ich das, was ich immerhin fehlerfrei finde: mein Zimmer. Also fix das Kindle geschnappt, ein Glas Wein eingeschenkt und mich mit einem Thriller und einer angenehmen Brise nach draußen verzogen. Absolute Entspannung.
Gegen elf schloss die Bar – und plötzlich erinnerte ich mich: Silent Disco! Also kurz überlegt, ob ich doch noch hingehen sollte. Aber jetzt haltet euch fest: Ich bin einfach ins Bett gegangen.
Ich. Ins Bett.
Das wirft nun ernsthafte Fragen auf: Vernunft? Alterserscheinung? Ein geheimnisvolles Paralleluniversum? Die Zukunft wird es zeigen.
In diesem Sinne: Guts Nächtle und bis morgen!
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