Samstag - Friseurfieber und Uniformkampf

Veröffentlicht am 7. Juni 2025 um 11:42
Vom Friseurfieber, zum Uniformkampf bis hin zum Polnischen
 
Während die Frauleute morgens scharenweise zum Friseur rennen – denn das ganze Jahr läuft man rum wie Nachbars Lumpi, aber zum Schützenfest muss die Frisur sitzen wie der Schuss beim Königsschießen – wird in der Halle noch an den letzten Feinarbeiten geschliffen.
Danach geht’s heim zur ultimativen Herausforderung: Anprobe der Uniform. Die weiße Buxe zwickt zwar, geht aber noch zu. Das Hemd spannt bedrohlich an den Knöpfen, das Jackett lässt sich mit gutem Zureden schließen. Das Einzige, was zuverlässig passt: die Krawatte. Riecht halt muffig – aber wat soll’s.
 
Dann Antreten. Die Kapelle ist schon versammelt, haut die ersten Märsche raus. Brudermeister und König werden abgeholt, dann geht’s in die Kapelle zum Gebet, samt Ehrung der Gefallenen. Immer dran denken: Beim Paukenschlag links! Danach zurück zur Halle, wo Reden geschwungen und Jubilare geehrt werden, bevor es endlich heißt: „Wechseln und ab an den Trog“
Während die Männer also gediegen in der Kapelle ihren Beitrag zur katholischen Erziehung leisten, sitzen wir Frauen längst gemütlich im Garten, haben das erste Bier in der Hand und die gute Laune im Gepäck. Für die Städter wäre das jetzt schon das Ende – für uns ist das der Anfang.
 
Gegen 21 oder 22 Uhr geht’s los.
Am Eingang eine Riesenschlange – aber wer sein Fähnchen schon hat, geht wie ein VIP daran vorbei.
Drinnen: Lichter, Bier, Musik, Menschen.
Eben wart ihr noch zu zehnt. Jetzt? Einer links, zwei rechts, einer steht noch am Eingang, der Rest ist verloren gegangen – oder einfach woanders hängen geblieben.
Die Sektbar wird konsequent ignoriert – zumindest bis 23 Uhr. Danach? Ist eh alles egal.
Diese kleine, glitzernde Abferkelbox ist der natürliche Lebensraum für alle, die ihren Pegel bereits erfolgreich über den Vernunftslevel gehoben haben.
 
Hinweis für Anfänger: Umfallen kann man hier nicht – es herrscht ein derartiges Gewusel, dass man einfach stecken bleibt.
Egal ob Glitzer, High Heels oder T-Shirt mit Aufdruck „Sektbar-Veteranin 2008“ – hier finden sich alle Schützennacht-Gattungen zusammen, die das Gleichgewicht gegen soziale Energie eintauschen.
 
Wer hier rein will, braucht kein Ticket – nur Mut.
 
Spoiler: Man kommt selten freiwillig wieder raus.
 
Die Band spielt. Die Stimmung steigt. Der Discofox feiert seine Rückkehr auf die Fläche.
Von der eigenen Truppe keine Spur – aber irgendeine Runde nimmt einen schon auf.
Zwischendurch: Pommes, Bratwurst oder Currywurst.
Gegen 2 Uhr: Bettschwere erreicht.
 
Noch fix ein Schwalbennest geholt – 20 Wertmarken gekauft, 21 am nächsten Morgen wieder in der Tasche gefunden. Alkoholische Buchführung funktioniert eben anders.
 
Eierbacken – Glaube, Sitte, Ceranfeld
Doch aufgepasst: Wer jetzt glaubt, der Abend sei vorbei, irrt.
Die Hartgesottenen pilgern zum Eieressen. Der Leitspruch lautet:
Glaube. Sitte. Eierbacken.
 
Wie das aussieht?
Mal ganz gediegen – mit Pfanne und Ruhe.
Mal völlig wild – direkt auf dem Ceranfeld, ohne Gnade.
Mancher wirft rein, was gerade da ist: Gummibärchen, Speckmäuse, Eierschale inklusive.
 
Der clevere Bauer greift zum Vollei aus dem Tetrapack – aber Vorsicht: meist schon vorgewürzt.
Wer trotzdem Salz reinhaut, hat am nächsten Tag einen Salzpegel wie das Tote Meer.
 
Der wichtigste Überlebenstipp?
Wenn du die Bettschwere spürst – geh.
Aber versuch nicht noch, dich zu verabschieden.
Das endet nur wieder an der Theke.
Oder schlimmer: in der Abferkelbox.
Mach einfach einen polnischen.
Abhauen. Verschwinden. Keine Zeugen.

 

Bewertung: 0 Sterne
0 Stimmen

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.