Wer den Sauerländer kennt, weiß: Emotionen sind nichts, was man raushängen lässt. Außer es ist Schützenfest. Und selbst da wird’s eher… kontrolliert ausgelassen.
Ein paar kurze Beobachtungen:
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Sauerländer sind wie ihr Bier: Kalt, herb – aber geht runter wie nix.
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Sauerländer kommen vom Berg – und bleiben da. Urlaub? Vielleicht mal bis Neheim. Und wenn’s ganz wild wird: Balver Höhle.
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Reden? Nur wenn’s sein muss. Begrüßt wird mit Nicken, Grunzen oder einem Bier. Wenn ein Sauerländer „Du bist mir wichtig“ sagt, liegt er wahrscheinlich im Sterben – oder du hast ihm beim Zaunbauen geholfen.
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Emotionen gibt’s – aber bitte mit Abstand. „Passt schon“ ist das sauerländische Pendant zu „Ich liebe dich“.
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Pragmatismus ist Gesetz: Grillen bei jedem Wetter, Fensterputzen nur bei Trauerfällen. Bei -5 Grad: „Zieh halt 'ne Weste an.“ Und bei 38 Grad: „So heiß isses nu auch nich.“
Aber wehe, das Fest der Feste steht an – dann mutiert der Sauerländer vom stillen Tüftler zum tanzwütigen Feierbiest.
Die Vorbereitung – Halle, Fahne
Schon Tage vorher ist das Dorf in Bewegung. Die Straßen werden gekehrt, die Rabatten vom letzten Unkraut befreit, die Halle geschmückt. Ab Mittwoch gibt’s die Fähnchen für drei Tage Ausnahmezustand. Dazu: das erste Warsteiner. Genuss ist relativ – aber wat mut, dat mut.
Am Freitagabend ziehen die Jungschützen los zum traditionellen Fahneaufstellen bei den Eltern – bewaffnet mit Trommel, Etikette und Bier. Von Haus zu Haus zieht die Truppe – und schrumpft. Man nennt es liebevoll: moderate Ausfallerscheinungen.
Auch die Anwohner bereiten sich vor: Die Fahnenstange wird gesucht, abgestaubt, aus der Garage gezerrt. Dann vorm Haus aufgerichtet – mit Bier in der Hand, Nachbarschaftshilfe im Rücken und einer Holzunterlage, die „doch letztes Jahr noch gepasst hat“.
Und nun steht der Modus für das Wochenende: Glaube, Sitte, Heimat!
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